Rainis Blickwinkel
Doppelter Bruggisser – Pinguine besiegen Eisbären im Spitzenspiel 2:1 (2:1; 0:0; 0:0)
27.11.2024 - 03:51

Bedingungsloser Kampf, Technik und Dramatik pur – alles das boten Meister und Vizemeister im Topspiel des 20. Spieltags der Penny DEL vor dem ersten Adventswochenende. Vor 4.647 Zuschauer in der ausverkauften Eisarena entschied Phillip Bruggisser mit zwei Treffern die Partie. Kristers Gudlevskis zeigte eine Weltklasseleistung. Die überzähligen Felix Scheel, Joose Antonen sowie der verletzte Colt Conrad drückten ihrem Team auf der Tribüne die Daumen.

Die Pinguine waren noch mit Schlafzimmerblick unterwegs, da führten die Ostberliner bereits mit 0:1. Ty Ronning umkurvte mal eben das gegnerische Tor, bediente den vernachlässigten Leo Pföderl in der Zentrale und der hatte wenig Mühe, nach 37 Sekunden zur Führung einzunetzen (1.). Der Tabellenführer machte den Hausherren mit aggressivem Forechecking das Leben weiter schwer und ließ diesen kaum Gelegenheit durchzuatmen. Das verführt zu falschen Entscheidungen, wie sie Justin Büsing unterlief. Der schob seinem sichtlich überraschten Goalie die Scheibe zu, die diesem durch die Beine rutschte und nur unter größtem Aufwand mit der Kufe von der Linie kratzte. Obgleich die Referees Marc Iwert und Andris Ansons „on ice“ auf Tor entschieden, revidierten sie nach Sichten des Videos ihre Auffassung und verweigerten die Anerkennung (3.). Erst allmählich entledigten sich die Pinguine der Fesseln und machten erste Ansprüche in der Offensive geltend. Phillip Bruggisser verfehlte das Gehäuse jedoch mit einem Versuch aus der Halbdistanz (6.). Nachdem bereits Markus Niemeläinen wegen hohem Stocks in der Kühlbox kauerte, räumte Eric Mik anschließend Jan Urbas beim finalen Abschluss vor dem eigenen Kasten ab und wanderte ebenfalls auf die Strafbank (7.). Die doppelte Überzahl zelebrierten die Frackträger förmlich und Phillip Bruggisser nagelte die Scheibe bei ersten sich bietenden Gelegenheit zum 1:1 in den rechten Winkel (8.). Und weil sich der just zurückgekehrte Markus Niemeläinen nicht anders zu helfen wusste, als das Spielgerät zur Befreiung auf die Tribüne zu befördern, durfte er gleich wieder auf den noch warmen Planken der Strafbank Platz nehmen. Die Rückkehr von Eric Mik hinderte Phillip Bruggisser nicht daran, die Scheibe erneut und überraschend mit Gefühl zum 2:1 in den rechten Giebel zu bugsieren. Just vorher waren die Gäste noch mit der Möglichkeit zum Shorthander an Kristers Gudlevskis gescheitert (9.). Dann probierte es Ross Mauermann mit einem Solo über die rechte Seite, doch Dank der Cleverness eines Berliners verpuffte der Angriff (12.). Kurz darauf brannte es lichterloh vor der Bremerhavener Kiste, als Leo Pföderl dem lettischen Goalie alles abverlangte und Ty Ronning anschließend das Ziel aus den Augen verlor (14.). Für den Schuss von Manuel Wiederer galt wieder Endhaltestelle Kristers Gudlevskis (15.). Etwas zu zögerlich schloss Dominik Uher bei einer Gelegenheit aus dem Halbfeld ab, so dass Berlins Keeper Jake Hildebrand die Gefahr entschärfte. Die Meister des Penaltykillings wurden richtig gefordert, nachdem Phillip Bruggisser und Nino Kinder fast zeitgleich in die Kühlbox mussten (16.). Die „Dynamos“ wollten es zu perfekt machen, bewegten sich zu wenig und machten sich das Leben selbst schwer. Zudem verteidigten die Pinguine in der Box, als ginge es um ihr Leben (18.).

Im Mittelabschnitt erwischten die Hausherren einen guten Start und probierten es durch Max Görtz von der rechten Seite, doch Jake Hildebrand klärte (21.). Auch Jan Urbas und Nicholas Jensen vergaben ihre wahrlich guten Möglichkeiten mangels Schärfe ihrer Zieleinrichtung (22.). Die Bremerhavener verpassten es, in einer weiteren Überzahl den Vorsprung auszubauen (25.). Trotzdem hatte der Vizemeister leichte Vorteile, auch wenn er diese nicht in Zählbares umsetzte. Erst im Nachfassen bekam Jake Hildebrand den Schuss von Nicholas Jensen unter Kontrolle (30.) und Markus Vikingstad scheiterte ebenfalls am Berliner Torhüter, nachdem er sich die Scheibe selbst durch die Beine spielte und mit der Rückhand abgeschlossen hatte (31.). Die Anschütz-Filiale mischte wieder mit und ließ gute Möglichkeiten von Jonas Müller und Kai Wissmann liegen (33.). Auch Ty Ronning biss sich die Zähne an Kristers Gudlevskis aus (34.). Die zum Jubel angespannten Arme der Berliner erschlafften wieder, nachdem der lettische Tausendsassa die Hundertprozentige von Yannick Veilleux aus der kurzen Ecke kratzte (36.).

Allmählich wirkte der Meister ratlos und Kai Wissmann sah sich veranlasst, es von der blauen Linie mit einem verdeckten Schuss zu versuchen. Doch auch er fand kein Durchkommen durch die engmaschige Defensive der Pinguine (41.). Miha Verlic tat es ihm gleich, verfehlte aber das Ziel (48.). Glück, dass Zach Boychuk frei am kurzen Pfosten nicht präzise abschloss (49.). Kurios wurde es, nachdem Alex Friesen von der Strafbank zurückkehrte und Nicholas Jensen auf die Kiste feuerte. Die von Jake Hildebrand abgewehrte Scheibe hoppelte auf seiner Schulter umher, bevor sie den Gefahrenbereich wieder verließ (57.). Allmählich lief dem Tabellenführer die Zeit davon. Es fand sich keine Gelegenheit für den Berliner Schlussmann, seinen Arbeitsplatz für einen Feldspieler zu räumen. Zu clever und bissig störten die Bremerhavener einen möglichen Spielaufbau ihres Gegners. Luxus, dass Ziga Jeglic und Miha Verlic kurz nacheinander einen Emptynetter vergaben (60.). Am Ende gewannen die Bremerhavener das Duell der letztjährigen Finalisten knapp aber nicht unverdient.

Man kann nicht oft genug den Hut vor dieser Mannschaft ziehen und Respekt zollen. Nach dem monströsen Programm mit Spielen in der Champions Hockey League gegen Skelleftea AIK und den Partien gegen Köln, München, Straubing, Mannheim und dem Tabellenprimus aus Berlin hatten die Pinguine ein ganz dickes Brett zu bohren. Mit der Ausbeute – Erreichen des Viertelfinals in der CHL und neun Punkten aus fünf Spielen – darf man zurecht mehr als zufrieden sein.


Rainer


gedruckt am 02.12.2024 - 11:24
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