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Pinguins mit dem Rücken zur Wand – Ty Ronning macht den Unterschied
24.04.2024 - 01:54 von Rainer



Die Fischtown Pinguins haben das Re-Break in Berlin verpasst. Abgesehen vom ersten Drittel lieferten die Seestädter eine starke Partie ab, standen am Ende aber mit leeren Händen da und verloren mit 1:4 (0:1; 1:0; 0:3). Besonders ärgerlich das Versäumnis, aus der Überlegenheit über 40 Minuten und zahlreichen Chancen keine Treffer erzielt zu haben. Jetzt wird es eng, alle drei verbleibenden Spiele müssen gewonnen werden.

Coach Thomas Popiesch hatte zwei Umstellungen vorgenommen bzw. vornehmen müssen. Für Felix Scheel schlüpfte Jake Virtanen ins Aufgebot und Gregory Kreutzer nahm den Platz von Blaz Gregorc in der Verteidigung ein. Doch die erste Möglichkeit gehörte den Berlinern. Tobi Eder erspielte sich nach 29 Sekunden mit einem gelungenen Move gegen Lukas Kälble einen Hochkaräter, den Kristers Gudlevskis aber zu vereiteln wusste. Die Bremerhavener sorgten ihrerseits für Leben in der Berliner Zone, ohne jedoch die Kiste der „Dynamos“ ernsthaft in Gefahr zu bringen. Dann war es Thomas Schemitsch, der sich vor das Tor der Pinguine schlängelte und ebenfalls nicht treffsicher war (4.). Der Bremerhavener Goalie musste wenig später mit dem Fuß gegen Zach Boychuk klären, der aus dem Bullykreis abgezogen hatte (5.). Nutznießer des genialen Zuspiels von Jake Virtanen war Lukas Kälble, der allerdings bei freier Schussbahn zu unplatziert abschloss und Jake Hildebrand die Scheibe mühelos sichern konnte (7.). Blaine Byron probierte es mal aus dem rechten Bullykreis, doch auch der Keeper aus der Seestadt war so nicht zu bezwingen (12.). Das erste Powerplay für die Norddeutschen brachte nicht den gewünschten Erfolg. Vielmehr musste Colt Conrad mit einem langen Schläger einen möglichen „Shorthander“ von Manuel Wiederer unterbinden (15.). Dann erwischte es den eben noch Rettenden selbst für zwei Minuten. Die Hausherren zeigten sich effizienter und erzielten durch einen Geniestreich von Ty Ronning das 0:1 (18.). Es wäre noch schlimmer über die Pinguins hereingebrochen, wenn Kristers Gudlevskis nicht bei einer weiteren Großchance prächtig reagiert hätte (19.).

Das zweite Drittel sollte das vielleicht stärkste der Pinguins in dieser Serie werden. Vom Rekordmeister war nichts mehr zu sehen. Hätten nicht Schlachtgesänge aus der düsteren Vergangenheit Ostdeutschlands den Sturmlauf der Bremerhavener geziert, man hätte ein Heimspiel an der Unterweser vermuten können. Phillip Bruggisser prüfte gleich mal Jake Hildebrand in der Berliner Kiste und weil einer seiner Vorderleute einen Rebound nur regelwidrig verhindern konnte, durften die Pinguins wieder in Überzahl ran (24.). Das Powerplay war zwar gefällig, aber von den Gastgebern gut in Schach gehalten. Die gefährlichen Kanoniere in der zweiten Reihe waren somit kaltgestellt (26.). Bei ausgeglichenem Personal klappte es besser. Alex Friesen kam aus der Halbdistanz frei zum Schuss, drückte die Scheibe aber direkt auf den Körper des Berliner Goalies (27.). Auch Jan Urbas schoss aus der Ferne, scheiterte aber ebenfalls an Jake Hildebrand (29.). Die Pinguins setzten die Hausherren weiter enormen Druck aus und holten eine weitere Strafzeit heraus, die allerdings wieder ungenutzt endete (31.). Phillip Bruggisser sorgte nur eine Minute später für eine fast greifbare Erleichterung bei den Seestädtern, nachdem er das Spielgerät als Rakete deklariert zum 1:1-Ausgleich ins Berliner Gehäuse feuerte (32.). Das war die längst fällige Belohnung für den saustarken Auftritt im Mittelabschnitt. Dominik Uher (36.) und Alex Friesen verpassten einen verdienten Führungstreffer.

Im letzten Durchgang gestaltete sich die Begegnung wieder etwas offener. Nino Kinders Schuss aus zentraler Position konnte Jake Hildebrand nicht ins Wanken bringen (43.). Es folgte eine druckvolle Sequenz der Berliner, die sogleich für chaotische Zustände vor dem Bremerhavener Tor sorgte. Es bedurfte eine Portion Glück für die Pinguins, diese Strecke unbeschadet zu überstehen (44.). Dem Schuss von Markus Vikingstad fehlte es etwas an Genauigkeit (46.). Die Hinausstellung gegen Ross Mauermann sollte die gleichen Folgen haben wie bei Colt Conrad im ersten Abschnitt. Wieder war es Ty Ronning, der quasi mit einer Kopie seines ersten Treffers zum 1:2 erfolgreich einnetzte (48.). Keinen Spielraum ließ Markus Vikingstad den sehr gut leitenden Referees Andre Schrader und Reid Anderson, als er seinen Schläger im Gesicht eines Berliner Akteurs verewigte. Höchstwahrscheinlich hätten die beiden auch ohne Stuntman-Einlage des Leidtragenden auf eine doppelte Zweiminutenstrafe entschieden. Äußerst unglücklich endete die Befreiungsaktion von Miha Verlic, der die Scheibe nicht nur aus der eigenen Zone sondern gänzlich aus dem Spiel beförderte und ebenfalls in die Kühlbox musste (51.). Die drei verbliebenen Bremerhavener bekämpften verbissen und ließen in der doppelten Unterzahl nichts anbrennen. Einzig der Schuss von Thomas Schemitsch fand Durchlass, prallte jedoch von der Querstange ins Feld zurück (52.). Hätte… hätte… Fahrradkette – wenn doch der Vladimir Eminger sein Break im Duell mit Jake Hildebrand versenkt hätte (53.). Stattdessen entschloss sich Ty Ronning bei einem der wenigen Konter der Berliner, wieder die Stockhandseite von Kristers Gudlevskis anzuvisieren und das 1:3 zu erzielen (56.). Viereinhalb Minuten vor dem Ende beorderte Thomas Popiesch seinen Keeper für einen zusätzlichen Feldspieler vom Eis, doch die Berliner verschanzten sich geschickt vor der eigenen Kiste. Fredi Tiffels sorgte mit einem „Emptynetter“ für den 1:4-Endstand (59.). Kurz vor der Schlusssirene ließen Miha Verlic und Ziga Jeglic noch ihren Frust ab und kassierten Disziplinarstrafen. Dass die zwei ohne gegnerische Beteiligung so abgingen, darf aber bezweifelt werden (60.).

Am Freitag müssen die Pinguins den ersten Matchpuck der Berliner abwehren sonst ist Sommerpause. Kann man auf die gezeigte Leistung insbesondere im Mitteldrittel aufbauen, ist was drin. In jedem Fall muss die Effizienz wieder auf den Level der vorherigen Playoff-Matches steigen. Insbesondere das Powerplay hat zuletzt mächtig Federn gelassen.
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