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Pinguins auf Geisterfahrt – Peinliches 5:8 (1:3; 2:4; 2:1) gegen Grenoble
06.09.2025 - 04:05 von Rainer


3.977 Zuschauer waren zum ersten Heimspiel der Fischtown Pinguins in der Champions Hockey League gepilgert. Was sie dort erlebten, haute sie aus den Sitzen. Der Grund war nicht die Begeisterung, sondern die schockierende Vorstellung der Bremerhavener, die auf die verletzten Colt Conrad und Rayan Bettahar verzichten mussten. Dem Dutzend Franzosen hingegen gefiel was sie von ihrer Mannschaft sahen und versetzte sie in Feierlaune.

Bereits nach 21 Sekunden klingelte es da erste Mal hinter Leon Hungerecker, der den Vorzug vor Kristers Gudlevskis erhielt. Unglücklich für ihn, dass ein Pfostenschuss von Christophe Boivin vor die Kelle Alexandre Mallets fiel und der zum 0:1 abstaubte (1.). Christian Wejse (3.) und Alex Friesen (5.) schraubten derweil noch an ihrer Zielvorrichtung und vergaben aussichtsreiche Gelegenheiten. Zum Leidwesen der Hausherren trabte Phillip Bruggisser noch verletzt in die Kabine. Weil Max Görtz die Scheibe im Spielaufbau vertändelte, bedankte sich Alexis Binne mit dem 0:2 (8.). Nach der Hinausstellung gegen Fredric Weigel bot sich den Bremerhavenern die Chance auf Resultatsverbesserung. Diesmal leistete sich Jan Urbas an der gegnerischen blauen Linie einen Stockfehler und Matias Bachelet bestrafte die Pinguins mit einem Shorthander zum 0:3. Das Powerplay der Bremerhavener war dahin, denn der auf der Strafbank weilende Franzose kehrte ins Spiel zurück. So bestimmen es die Regeln in der CHL (11.). Das Team von Alexander Sulzer glänzte weiter mit unsauberen Anspielen und Fehlern bei der Scheibenannahme. Überhaupt schien es, als hätte am Vormittag in der Innenstadt ein Casting stattgefunden und sich 22 Teilnehmer mit Grundkenntnissen im Kufensport für das Abendspiel verabreden mussten. Mangelndes Spielverständnis und haarsträubende Fehler überschattete den Auftritt der Frackträger. Für etwas Hoffnung unter der Anhängerschaft sorgte der Treffer von Jan Urbas wenige Sekunden vor der ersten Pause zum 1:3, nachdem Miha Verlic den Puck hinter dem gegnerischen Kasten erobert und seinem Kapitän aufgelegt hatte (20.).

Matthew Abt und Axel Prissaint schienen in den Katakomben vom falschen Tee genascht zu haben, denn die gerieten kurz nach Wiederbeginn in eine handfeste Auseinandersetzung. Die Referees Christopher Schadewaldt und Seedo Janssen gestatteten den Raufbolden die Rückkehr in die Mannschaftskabine, was jedoch in der ausgesprochenen Spieldauerstrafe begründet war. Überdies erhielt der Bremerhavener zusätzlich zwei Minuten, die seine Mannschaft in Unterzahl versetzte (21.). Als auch noch Nico Krämmer in der Kühlbox Platz nahm, kam es knüppeldick. Binnen weniger Sekunden zeigten die Franzosen, wie man eine doppelte Überzahl effizient nutzen kann. Alexandre Mallet schraubte den Vorsprung der Gäste innerhalb von 23 Sekunden mit seinen Treffern zwei und drei in der Partie auf 1:5 (22.). Für etwas Ergebniskosmetik sorgte Nino Kinder, als er nach zwei Fehlversuchen von Fabian Herrmann zum 2:5 einlochte (24.). Da sich die Qualität im Bremerhavener Spiel jedoch nicht veränderte und Leon Hungerecker die Franzosen mit einem gruseligen Fauxpas die Scheibe auflegte, folgte ziemlich bald das 2:6 durch François Beauchemin (29.), dem er kurz darauf auch noch das 2:7 folgen ließ (32.). Auf der Gegenseite zwirbelte Miha Verlic die tolle Vorbereitung von Christian Wejse neben die Kiste (34.). Zumindest wusste Justin Büsing kurz vor dem Ende des Mittelabschnitts, wo das Spielgerät hingehört – 3:7 (40.).

Tatsächlich starteten die Pinguins mit längst vermisstem Schwung ins letzte Drittel. Christian Wejse hämmerte die Scheibe in Überzahl zum 4:7 unter die Latte des Grenobler Gehäuses (43.) und eine Minute später nutzte Jan Urbas den Kurzurlaub von Guillaume Leclerc in der Kühlbox zum 5:7 (44.). Der Anhang der Pinguins witterte für einen Moment eine mögliche Auferstehung ihrer Mannschaft und pushte mit vereinten Kräften. Die Unterstützung wurde jedoch erneut erstickt, als die Bremerhavener den Puck in der Angriffszone leichtfertig hergaben und von den Franzosen mustergültig ausgekontert wurden. Valentin Grossetete veredelte den Pass von Matias Bachelet zum 5:8 (47.). Das war auch der Endstand in einer CHL-Begegnung, die allenfalls als abschreckendes Beispiel in die Historie eingeht.

Am Sonntag treffen die Fischtown Pinguins auf den finnischen Vertreter Lukko Rauma, der mit der Empfehlung eines 6:2-Sieges beim deutschen Meister Eisbären Berlin an die Küste reist. Nur mit der Rückkehr zu alten Tugenden und Fähigkeiten lässt sich ein weiteres Debakel am Wilhelm-Kaisen-Platz vermeiden.
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